Weser-Kurier: Kommentar zur Windkraft-Branche
Bremen (ots)
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die Energiewende stockt. Wie ernst es aber um einen der wichtigsten Bausteine dieser Energiewende steht - die Offshore-Branche - scheint noch nicht wirklich durchgedrungen zu sein. Die politische Diskussion läuft in eine falsche Richtung. Natürlich ist der Ausbau der Netze wichtig, natürlich klemmt es bei den Stromanschlüssen auf See, natürlich ist es wichtig, neue Offshore-Häfen zu bauen. Aber: Was nützen noch so viele Offshore-Häfen, Schwerlast-Kajen und Strom-Trassen, wenn das Entscheidende fehlt? Und das sind die Windparks draußen auf See. Darauf muss die Politik schauen. Sie darf sich nicht blenden lassen von vielen schönen Projekten, die dort bereits genehmigt sind. Sie muss fragen, welche Parks da draußen eigentlich durchfinanziert sind. Die Antwort ist ernüchternd: kaum einer. Das Risiko ist vielen Akteuren zu hoch. Dass mit Bard jetzt ausgerechnet das Unternehmen Probleme bekommt, das momentan als einziges in tieferen Stellen der Nordsee baut, dürfte die Skeptiker bestätigen. Es sei kein Schicksalstag für Bard und keiner für die Offshore-Branche insgesamt, hat Bard-Geschäftsführer Renneberg gesagt. Das stimmt nur teilweise. Richtig ist, dass viele Probleme bei Bard spezielle Probleme dieses Unternehmens sind. Aber Einiges droht auch anderen. Bard geht die Arbeit aus. Warum? Ein Teil der komplexen Antwort ist: Weil momentan keine Finanzierung für weitere Windparks gestemmt werden kann. Aber die ist nötig, damit an Land weitere Fundamente zusammengeschweißt, Gondeln vormontiert und Türme gebaut werden können. Vor den Werken stapeln sich die Bauteile. Was für den ersten Bard-Windpark gebraucht wird, ist fast fertig. Schon jetzt wird Arbeit gestreckt. Die Politik muss erkennen, wie gefährdet die Windkraft-Industrie ist. Es kann passieren, dass der Insolvenzantrag des Zulieferers Siag und die Probleme bei Bard keine Einzelfälle bleiben. Die Politik muss erkennen, wie gefährdet auch ihre mit Steuergeld subventionierte Infrastruktur ist, wenn es nicht schleunigst gelingt, weitere Windparks zu finanzieren. 100 Milliarden Euro sollen für Projekte in Nord- und Ostsee notwendig sein. Doch die Zeit der Goldgräberstimmung ist längst vorbei und die eine nüchterne Frage bleibt: Wo sind diejenigen, die dieses Geld investieren? Diese Frage muss schleunigst beantwortet werden. Viele Akteure haben keine Zeit mehr.
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