Weser-Kurier: Kommentar zu Eurobonds
Bremen (ots)
Der Krach zwischen Frankreich und Italien auf der einen sowie Deutschland auf der anderen Seite über die sogenannten Euro-Bonds - Anleihen für die gesamte Euro-Zone - weist exakt auf den Grundfehler der Gemeinschaftswährung hin: Es gibt wohl eine Währung, aber keine Gemeinschaft. Denn eine einheitliche Währung in einer politischen Union funktioniert nur, wenn es dazu auch eine Fiskalunion gibt. Also die Verpflichtung aller Mitglieder, wirtschafts- und finanzpolitisch an einem Strang zu ziehen. Das funktioniert aber hinten und vorne nicht. Der Streit über die Euro-Bonds beweist es. Deutschland profitiert im Moment extrem davon, dass es als Hort der Stabilität in der Euro-Zone gilt. Deshalb bezahlen Investoren sogar schon Strafzinsen, um Deutschland Geld leihen zu dürfen. Der Bundesfinanzminister hat selten so gute Geschäfte gemacht. Umgekehrt bezahlen jedoch Länder wie Spanien oder Italien sehr hohe Zinsen. Deutschland spricht zumindest mit gespaltener Zunge, wenn es sich als Mitglied der Euro-Zone quasi auf Kosten anderer Mitglieder saniert - und andererseits jeden eigenen Beitrag über gemeinsame Anleihen wüst zurückweist. Die gesamte Gemeinschaft hat sich in der Frage, welche Wege aus der Euro-Krise führen, jedoch schon längst heillos verrannt. Fiskalunion? Aber natürlich! Euro-Bonds? Auf gar keinen Fall! Und Hilfe für Krisenländer? Spanien, Italien - unbedingt! Griechenland - das allerallerallerletzte Mal! Da blicken doch selbst Experten nicht mehr durch. Und überhaupt Griechenland. Ob das Land nun in die Pleite rutscht, freiwillig aus dem Euro ausscheidet oder von der EU dazu gezwungen wird: Es ist inzwischen alles denkbar. Vor allem: Nichts davon wird mehr als Katastrophe angesehen. Das ist in all dem Euro-Krisen-Chaos die vielleicht beste Nachricht. Zwei Jahre und unzählige Milliarden Euro später ist eine Griechen-Pleite und deren Folge von den Märkten offenbar bereits eingerechnet. Die EU hat damit Zeit gewonnen, mehr Gemeinschaft zu schaffen. Sie sollte diese Chance schnell und effektiv nutzen.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Original-Content von: Weser-Kurier, übermittelt durch news aktuell