Weser-Kurier: Zum Thema "Schulverweigerer" schreibt der "Weser-Kurier" in seiner Ausgabe vom 6. August 2012:
Bremen (ots)
Schule schwänzen: Das hat wohl jeder schon gemacht. Mal auf eine Stunde Religion gepfiffen, mal eine Doppelstunde Sport blau gemacht. Das ist zwar nicht korrekt, aber in Ordnung - solange es selten bleibt. Wenn es regelmäßig passiert, ist jedoch schon das Wort gefährlich. "Schwänzen", das verharmlost ein Phänomen, das sehr ernst genommen werden muss. Ernst für den, der regelmäßig wegbleibt, nicht nur keine Lust auf Schule hat, sondern sich richtiggehend verweigert. Denn die logische Folge sind schlechte Noten, und wer es auf die Spitze treibt, steht womöglich ohne Schulabschluss da. Kein Wunder, dass sich Experten darüber einig sind, dass Schulverweigerung gefährlich ist, weil aus einer Schwänzerkarriere nur zu oft eine kriminelle Laufbahn wird. Das macht Schulvermeidung auch gefährlich für die Gesellschaft. Es muss also auch eine gesellschaftliche Aufgabe sein, gegenzusteuern. In Bremen scheint das, anders als in Niedersachsen, einigermaßen zu funktionieren: Die Zahl der Intensiv-Verweigerer sind hier wenigstens konstant, in Niedersachsen steigen sie. Denn es hilft nur eines, und das tut Bremen: Man muss mit den Betroffenen sprechen, sie leiten, Zeit, Mühe und Geld investieren in soziale Projekte und soziale Arbeit. Nur so lässt sich im Übrigen auch verhindern, dass Vorurteile zu falschen Schlüssen führen. Es sind nicht einfach nur die Migranten, die Kinder armer Eltern und die Leute aus den berüchtigten, sozial schwachen Stadtteilen, die nicht zur Schule gehen mögen. Geht man von solchen Vorannahmen aus, kann man die Betroffenen nicht erreichen. Nur wer so dicht wie möglich an die Menschen herangeht und sich für ihre individuelle Geschichte interessiert, kann ihnen helfen. Bleibt noch die rechtliche Seite. Wer gegen die Schulpflicht verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss zahlen. Na gut. Vielleicht hilft bei manchen Schulschwänzern schon ein Griff in die Brieftasche. Aber Arrest? Das geht gar nicht. Wer angesichts notorischer Schulverweigerer zu solchen Mittel greift, hat sie wohl schon aufgegeben. Und das darf nicht sein.
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