Weser-Kurier: Kommentar zum Smartphone-Patentstreit
Bremen (ots)
Seit Monaten streiten sich Samsung und Apple nun darum, wer bei der Erfindung der Smartphones bei wem abgekupfert hat. In einem Land nach dem anderen gewinnt Apple. Der Konzern hat einfach mehr Patente in der Tasche als sein Rivale. Was in Deutschland und Südkorea begann, gipfelte jetzt in den USA: Samsung soll Schadenersatz in Milliardenhöhe zahlen. Die direkten Auswirkungen aber werden kaum spürbar sein. Denn so groß die Summe ist - sofern das Urteil überhaupt Bestand haben wird - so gering sind die Konsequenzen daraus. Eine Milliarde US-Dollar Strafe sind für Samsung angesichts eines jährlichen Gewinns von 4,5 Milliarden zwar schmerzlich, aber verkraftbar. Im hart umkämpften Smartphone-Markt dürfte das kaum zu höheren Preisen führen. Und vor allem: Es geht in den Prozessen längst nicht mehr um die aktuelle Produktpalette, sondern meist um Modelle, die gar nicht mehr zu haben sind. Hier steht jetzt fest: Ja, Samsung hat in der Vergangenheit abgekupfert. Bei den aktuellen Smartphones hat das Unternehmen aber längst nachgebessert, Konfliktpunkte ausradiert und Merkmale entwickelt, die sich deutlich vom Konkurrenten unterscheiden. So wären die meisten Geräte von einem Verkaufsverbot gar nicht mehr betroffen. Genau diese Tatsache wird die Südkoreaner am Ende sogar zum eigentlichen Gewinner der Patentprozesse machen: Samsung hat sich in den vergangenen Monaten einen deutlichen Technologievorsprung vor Apple erarbeitet. So ist der Konzern auf dem hart umkämpften Smartphone-Markt zum Innovations- und Marktführer geworden. Gegen Samsungs Verkaufszahlen kann Apple nur neidvoll erblassen - da hilft die juristische Keule nicht mehr. Die tatsächlichen Verlierer sind all die Hersteller, die angesichts der Hinterlassenschaften des juristischen Schlachtfeldes vor einem Dilemma stehen: Was ist für sie überhaupt noch erlaubt? Während sich Samsung und Apple ein technisches Wettrüsten liefern werden, müssen sich alle anderen neu aufstellen. Das ist die indirekte Folge der Prozesse und wird den Wettbewerb in den nächsten Jahren spürbar einschränken.
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