Weser-Kurier: Zum Verkehrsgerichtstag in Goslar schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen)in seiner Ausgabe vom 25. Januar 2013:
Bremen (ots)
Im Straßenverkehr herrscht längst eine Ellenbogen-Mentalität. Auf Autobahnen und innerstädtischen Wegen gilt offenbar das Recht des Stärkeren, Rücksicht gerät immer mehr zum Fremdwort. Es wird gedrängelt, gerast, geschnitten, riskant überholt. Wer nicht rechtzeitig Platz macht, wird oft auch noch übel beschimpft. Das ist kein Szenario aus einem düsteren Endzeit-Film, sondern leider Realität auf deutschen Straßen. Immer mehr Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger beklagen sich über zunehmende Aggressivität. Sie reagieren darauf oft unsicher, werden dadurch selbst zum Risiko. Die möglichen Ursachen dafür sind schnell ausgemacht: Stress im Beruf, Terminhetze, psychische Belastungen. Die Betroffenen hinterm Steuer lassen ihren ganzen Frust raus, gefährden sich und vor allem andere. Gegenmittel zu finden, ist aber alles andere als leicht. Härtere Strafen, strenge Tempolimits? Darüber streiten die Experten des Verkehrsgerichtstages in Goslar heftig. Autobahnen seien die sichersten Straßen, argumentiert der ADAC gegen eine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung dort. Das mag richtig sein. Aber Fahren mit Vollgas, ständiges Abbremsen und Beschleunigen steckt kein Fahrer einfach mal so weg. Körperliche und psychische Belastungen steigen - und schlagen bei etlichen Zeitgenossen irgendwann in Aggressionen um. Es geht auch entspannter. Ein allgemeines Tempolimit etwa von 120 Stundenkilometern nivelliert die enormen Unterschiede bei den Geschwindigkeiten, macht den Verkehrsfluss gleichmäßiger, verhindert abruptes Gasgeben und Abbremsen. Auch man selbst fährt gleich viel gelassener. Eine Tour ins benachbarte Ausland, wo überall ein Tempolimit gilt, kann dabei ganz lehrreich sein.
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