Weser-Kurier: Zum Fußball-Wettskandal schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 5. Februar:
Bremen (ots)
Wie bedroht ist der Fußball? Als im vergangenen Jahr ein Wettbetrug den nationalen Liga-Betrieb in Italien wie einen einzigen korrupten Sumpf erschienen ließ, fragte Ministerpräsident Monti sich und seine Landsleute ernsthaft, ob man mit dem Fußball nicht mal für zwei Jahre aufhören sollte. Man hörte nicht auf. Man machte weiter. Mit der Folge, dass dem großen Skandal jetzt ein noch größerer folgt. Laut Europol ist es der größte aller Zeiten, weil Hunderte Spiele in ganz Europa manipuliert worden sein sollen. Macht der Wettbetrug aus dem Fußball bald das, was das Doping aus dem Radsport gemacht hat? Eine Sportart, die irgendwie total verloren hat? Wahrscheinlich nicht. Dafür ist das Spiel viel zu beliebt. Einerseits könnte das eine versöhnliche Antwort sein. Andererseits ist das auch die Antwort auf die Frage, ob der Betrug im Fußball bald mal aufhören wird. Oder wenigstens weniger statt mehr wird. Das Spiel ist so verlockend wie gefährdet. Milliarden werden umgesetzt, die Goldgräber-Kultur im Fußball hat nie aufgehört. Und von denen, die nicht über das Talent einer filigranen Ballbehandlung verfügen oder wenigstens einer akzeptablen, versuchen sich viele als Vermarkter, Vermittler oder Wettanbieter. Oder eben gleich als Wettbetrüger. Der Markt ist da, die Möglichkeiten sind dank des Internets groß. Genug anfällige Fußballspieler gibt es wohl auch. Es sind einfach viel zu viele, die nicht auf dem Niveau von Ronaldo oder Ribery verdienen und deswegen einem Bestechungssümmchen nur müde hinterherlächeln würden. Wobei man nicht mal für diese Gehaltsklasse grundsätzlich einen Persilschein ausstellen sollte. Ein Schwerverdiener wie der italienische Nationaltorwart Gianluigi Buffon, zweifacher Welttorhüter, soll mit Millionenbeträgen gezockt haben. So etwas birgt Risiken und Nebenwirkungen. Die ganz und gar nicht versöhnliche Aussicht angesichts der neuesten Enthüllungen über verschobene Fußballspiele besteht darin, dass es auch auf diesem Feld leider so steht wie bei vielen Übeln dieser Welt: Es wird noch mehr dagegen getan werden müssen - und trotzdem wird es nicht aufhören.
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