Weser-Kurier: Zu einer neuen Studie über Alltagskriminalität schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Bremen (ots)
Wirklich überraschend waren die Erkenntnisse des von der CDU in Auftrag gegebenen Gutachtens nicht: Bremen liegt statistisch gesehen bei der Zahl der Einbrüche und Diebstähle weit vorne. So weit, so bekannt. Und dass die Kriminalität gegen Ältere bei einem zunehmenden demografischen Wandel steigt, klingt auch eher wie eine logische Konsequenz als wie eine revolutionäre Entdeckung. Und doch hat sie eine Berechtigung, diese neue Studie. Denn sie führt abseits von medial beachteten Rocker-Kriegen noch einmal vor Augen, dass ein Großteil der Kriminalität nicht fernab von der eigenen Realität stattfindet, sondern im Alltag. Das scheint auch die Politik ab und zu aus den Augen zu verlieren. Dass gegen Rockerkriminalität hart und konsequent vorgegangen werden muss, ist unbestritten. Doch letztlich handelt es sich hierbei eben um eine Randgruppe. Eine gefährliche Randgruppe, die Unmengen an finanziellen, aber auch personellen Ressourcen bei der Polizei schluckt, während anderes dabei unweigerlich auf der Strecke bleibt. Bei der Personalsituation der Polizei ist das durchaus verständlich, doch wenn dieses andere eben auch viele Bürger betrifft, zeigt sich ein Haken in diesem System. Denn so gefährlich die Konflikte der vergangenen Wochen waren, jeder Bürger fühlt sich durch einen Einbruch in seine Wohnung und damit in seine Privatsphäre wohl genauso verunsichert wie durch einen Bandenkonflikt. An diesem Fall zeigt sich wieder einmal das Dilemma, in dem die Polizei schon seit Längerem steckt: Die Konzentration auf einen kriminellen Schwerpunkt führt zwangsläufig dazu, dass ein anderer aus den Augen verloren wird. Das eine tun, ohne das andere zu lassen, das wäre wohl der Idealfall. Dass dieser bei Stellenkürzungen in allen Bereichen personell gar nicht zu schaffen ist, ist leider mehr als offensichtlich. Also heißt es wohl oder übel Prioritäten setzen - das muss denen klar sein, die in Bremen über die Finanzen entscheiden.
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