Weser-Kurier: Kommentar zu Mietstreitigkeiten
Bremen (ots)
Dass mit den rasant steigenden Nebenkosten auch das Streitpotenzial im Mietverhältnis proportional wächst, ist nicht verwunderlich. Schon immer gab es reichlich Ärger um die alljährliche Betriebskostenabrechnung. Wo sich die Nebenkosten mittlerweile zur zweiten Miete aufgebläht haben - insbesondere wegen der explodierenden Ausgaben für Energie - , überlegt sich mancher Mieter, nicht mehr länger stillschweigend zu grollen, sondern beschließt, sich zu wehren. Das trifft vor allem die privaten Vermieter, die sich häufig nicht wirklich im Dickicht der einschlägigen Verordnungen auskennen und die Jahresabrechnung doch gerne mal über den breiten Daumen gemacht haben. Da können schon merkwürdige Positionen auftauchen, die in einer ordentlichen Abrechnung nichts zu suchen haben. Das mag in den meisten Fällen Unwissenheit oder schlicht Schluderigkeit sein, aber in diesen Zeiten ist es auch nicht mehr ausgeschlossen, dass manchmal System dahinter steckt. Mietwohnungen werden zur Mangelware. Bezahlbarer Wohnraum ist in besseren Lagen kaum noch zu bekommen. Und bei Neuvermietungen wird zum Teil so schamlos zugelangt, dass staatliche Regulierungen diskutiert werden. Durchaus zu Recht. Denn Eigentum verpflichtet - heißt es schon im Grundgesetz. Das gilt auch für Vermieter. Selbst wenn es reizen kann, die riesige Nachfrage zum eigenen Vorteil auszunutzen. Da wird schon gerne mal die dringend notwendige Sanierung des Mietobjekts zurückgestellt, weil sich bestimmt jemand findet, der mit seiner Unterschrift unter den Mietvertrag gleich auch noch die Grundrenovierung auf eigene Kosten übernimmt. Entspannung ist nicht in Sicht. Historisch niedrige Zinsen heizen den Immobilienmarkt immer weiter an. Betongold wird zum Spekulationsobjekt. Die Preise ziehen spürbar an und nehmen die Mieten mit. Für die ersten drei Monaten dieses Jahres ermittelten Statistiker ein Mietpreisplus von mehr als vier Prozent im Bundesdurchschnitt. Darunter leiden nicht nur Bedürftige.
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