Weser-Kurier: Zum Thema Hausärzte schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 6. Juli 2013:
Bremen (ots)
Landärzte haben es nur noch im Fernsehen beschaulich. Von der heilen TV-Welt dieser Serienhelden spüren Hausärzte im wirklichen Leben wenig. Sie reiben sich auf in ihrem 24-Stunden-Job, manche betreiben ihre Praxis nur noch, weil sie ihre immer weniger werdenden Patienten nicht unversorgt lassen wollen. Denn: Nachfolger sind kaum zu finden. Landarztpraxen sind nicht gesucht. Junge Mediziner haben überwiegend andere Vorstellungen von ihrer beruflichen Karriere. Und so lassen sie sich eben auch mit Landarztgesetzen, Anschubfinanzierungen und garantierten Einnahmen nicht in die Pampa locken. Eine Ursache des drohenden Versorgungsmangels auf dem Land sind und bleiben die strukturellen Bedingungen, die junge Mediziner dort vorfinden, beziehungsweise eben nicht. Wo kann die Frau arbeiten? Wie weit müssen die Kinder bis zur Schule fahren? Wer macht Urlaubsvertretung? Mit wem teile ich mir die Notdienste? All das sind Standortfaktoren, die junge Ärzte prüfen, wenn sie ihre berufliche Zukunft planen. Und so ist es eben auch kein Wunder, wenn sich Hausärzte zu Schwerpunktpraxen zusammenschließen, um diese Form der Vernetzung schlichtweg für einen planbareren Berufsalltag zu nutzen. 15 bis 20 Prozent der etwa 50000 Hausärzte sollen davon inzwischen Gebrauch machen. Das gleichzeitig auch bei den Hausärzten, wie in manch anderen Berufsgruppen auch, ein massiver Aderlass durch den Gang in den Ruhestand droht, verschärft die ärztliche Versorgungslage weiter. Zusätzliches Problem dabei: Während die Landflucht der Ärzte anhält, sind sich die verantwortlichen Akteure in der Selbstverwaltung nicht einig. Ein Bremer Ärztefunktionär hat es einmal so zusammengefasst: "Die Ärztevertreter wollen mehr Mediziner, die Patienten noch mehr, und die Krankenkassen weniger." Diese unterschiedlichen Interessen wirtschaftlich und medizinisch vernünftig auszutarieren, das ist die große Schwierigkeit bei der ärztlichen Bedarfsplanung. Und so werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass die goldenen Landarztzeiten nicht wiederkommen werden. Eine gute ärztliche Versorgung wird es zwar weiterhin geben, nur eben nicht mehr um die Ecke.
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