Weser-Kurier: Zur Hilfe für Werksvertragsarbeiter in Niedersachsen schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 15. Oktober 2013:
Bremen (ots)
Noch gibt es ihn nicht, den Mindestlohn für die Fleischbranche. Und noch gilt sie nicht, die Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bulgaren und Rumänen. Deshalb ist es richtig, dass das Land Niedersachsen das Beratungsangebot für Werkvertragsarbeiter aus Osteuropa fördert - vor Ort bei den Schlachthöfen und Zerlegebetrieben in der Region. Natürlich können Beratungsstellen keinen direkten Einfluss auf fragwürdige Arbeitsverträge oder schäbige Unterkünfte nehmen, aber sie können den Betroffenen Wege aufzeigen - zur Gewerkschaft und zu den Behörden, die die Unterkünfte kontrollieren. Es muss Schluss sein mit willkürlichen Lohnabzügen für menschenunwürdige Behausungen, mit Bezahlungen in bar, die unlauteren Geschäften Tür und Tor öffnen, und mit der ausbeuterischen Akkordarbeit auf Abruf. Beratungsstellen können bei Alltagsproblemen helfen. Wer weiß, dass die Landkreise Unterkünfte gegebenenfalls schließen, weiß auch, an wen er sich im Falle einer unwürdigen Unterkunft wenden kann. Wer weiß, dass die Gewerkschaft Arbeitsrechtler beschäftigt, muss nicht jeden Dumpinglohn akzeptieren. Die neue Beratungsstelle des Vereins "Arbeit und Leben" in Oldenburg ist dabei kein Novum. Auch bisher haben sich Sozialverbände wie die Caritas um die Wanderarbeiter gekümmert. Tatsächlich aber dürfte der Bedarf an Beratung größer sein als das Angebot. Auch deshalb ist es gut, dass das Land Niedersachsen die Angebote für Werkvertragsarbeiter fördert. Der Verein "Arbeit und Leben" geht dabei auf die Bedürfnisse der Betroffenen ein, die häufig kein Deutsch sprechen. In ihrer Muttersprache dürften die Arbeiter ihre Rechte besser verstehen und sich nicht mehr so ausgeliefert fühlen. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit, die ab dem kommenden Jahr für Rumänen und Bulgaren gilt, dürfte die Situation der Neu-EU-Bürger verbessern. Dann nämlich können sie sich in Deutschland niederlassen und arbeiten - auch ohne den Umweg der Werkverträge. Die deutsche Fleischindustrie kann auf die Kräfte aus dem Osten Europas nicht verzichten und sollte sie entsprechend behandeln.
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