Weser-Kurier: Zum neuen Verdacht auf Gammelfleisch schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Bremen (ots)
Wieder steht eine Firma in Verdacht, Gammelfleisch verkauft zu haben. Wieder sind es ehemalige Arbeiter, die den möglichen Skandal aufdecken. Wieder ermittelt die Staatsanwaltschaft. Und der Verbraucher fragt sich, was er noch essen kann. Warum gibt es keine Verzehrwarnung? Warum gibt es Etiketten, auf denen nicht drauf steht, was drin ist? Warum wirken die Kontrollen nicht? Der Fehler liegt im System. Die Arbeiter schweigen, um ihren Job nicht zu riskieren. Und wenn sie ihren Job erst einmal verloren haben, gelten sie nicht mehr als glaubwürdig. Die Verpflichtung der Fleischindustrie zur Selbstkontrolle läuft ins Leere, weil das Geschäft mit dem Billigfleisch nach wie vor lukrativ ist. Und die Behörden treten meist erst dann auf den Plan, wenn das Corpus Delicti bereits gegessen ist. Keine Beweise, keine Anklage, kein Urteil. So geht das Geschäft mit dem Gammelfleisch munter weiter. Selbst wenn verdorbene Ware gefunden wurde, übel riechend und nicht mehr für den Verzehr geeignet, lassen Konsequenzen auf sich warten. Die Staatsanwaltschaft kommt angesichts immer neuer Verdachtsfälle nicht mehr hinterher. Weniger gesundheitsgefährdend, aber genauso kriminell ist der Etikettenschwindel mit dem Separatorenfleisch. Minderwertige Ware, die maschinell von den Knochen gelöst wird und dann zu Formschinken oder Wurst zusammengepresst wird, aber als hochwertig verkauft wird. Das ist maximaler Profit. Mit dem bloßen Auge lässt sich für den Konsumenten nicht erkennen, dass es sich um Fleischreste handelt. Gewürzt, gefärbt und in Form gebracht. Nicht von ungefähr müssen die Abfälle aus der Produktion auf dem Etikett gekennzeichnet werden. Ist dies nicht der Fall, ist der Verbraucher dem Schwindel ausgeliefert. Interessant an dem neuerlichen Fall ist, dass es sich offenbar um Exportware handelte, die möglicherweise mit falschen Papieren ausgestattet war. Der Verkauf von minderwertiger Ware ins Ausland als deutsches Qualitätsprodukt aber ist auch keinen Lösung. Es verlagert das üble Geschäft mit dem Billigfleisch nur ins Ausland.
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