Weser-Kurier: Kommentar von Maren Beneke zum Umzug der Kellog-Vertriebssparte von Bremen nach Hamburg
Bremen (ots)
Der Umzug der Kellogg-Vertriebssparte nach Hamburg ist ein Schlag für die Bremer Wirtschaft. Natürlich: Auf dem Papier sind es 100 Arbeitsplätze, die hier am Standort wegfallen. Aber wie so oft geht es auch im Fall Kellogg um viel mehr als nur die nackten Zahlen. Der Weggang des US-Konzerns könnte Signalcharakter für andere Firmen haben, denn die Begründung für Hamburg ist - das muss mal leider so sagen - einleuchtend. Wenigstens auf den ersten Blick. Wer nicht nur den deutschsprachigen Raum, sondern auch die skandinavischen Länder betreuen will, der ist, zumindest was die Verkehrsanbindung angeht, derzeit in der größeren Hansestadt besser aufgehoben. Allein die Strecke Stockholm-Hamburg wird täglich bis zu vier Mal geflogen. Zurück geht es genauso oft. Zum Vergleich: Von Bremen aus geht es drei Mal nach Stockholm. Allerdings pro Woche. Vergessen werden darf bei allem Ärger über den Wegzug aus Bremen nämlich auch nicht, dass nicht nur die hiesigen Mitarbeiter von den Plänen des Konzerns betroffen sind. Auch ihre skandinavischen Kollegen müssen künftig nach Hamburg pendeln. Und die werden in Zukunft größere Probleme haben, die Strecken in ihre Heimatstädte zurückzulegen. Nicht alle Mitarbeiter werden bereit sein, den Umzug mitzutragen. Das spielt dem US-Konzern, der ohnehin derzeit sieben Prozent aller Stellen weltweit streichen will, zusätzlich in die Karten. So kommt man zumindest in der neu zusammengewürfelten Vertriebssparte ganz ohne betriebsbedingte Kündigungen aus, die Weste bleibt vorerst weiß. Und setzt man einmal die Bremer Brille ab, und dafür die deutsche auf, ist der Umzug nach Hamburg sogar noch das kleinere Übel. Denn die neue Zentrale hätte genauso gut in Stockholm, Oslo oder Kopenhagen entstehen können. Dann wäre Deutschland nur noch die Produktionssparte des US-Konzerns geblieben. Auf diese Weise kann man sich immerhin noch damit rühmen, dass Vertrieb und Marketing für insgesamt sieben Länder von hier aus gesteuert werden. Und die Wirtschaftskraft wandert zwar aus Bremen, aber eben nicht aus Deutschland ab.
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