Weser-Kurier: Kommentar von Andreas Lesch zum Auftakt der Champions League
Bremen (ots)
Jetzt geht die Champions League im Fußball wieder los, und ein Verlierer steht schon vor dem Anpfiff fest: die Chancengleichheit. Offiziell geht mittlerweile alles sauber und ordentlich zu - dank des Financial Fairplay, mit dem die Europäische Fußball-Union (UEFA) die Klubs zwingen will, vernünftig zu wirtschaften. Doch dieses Financial Fairplay ist nichts als ein Feigenblatt für Funktionäre. Es gaukelt Gerechtigkeit vor, wo keine ist. Den serbischen Klub Roter Stern Belgrad hat die UEFA wegen Zahlungsrückständen nicht zum Europapokal zugelassen. Paris Saint Germain und Manchester City hingegen müssen wegen ihrer Verstöße gegen das Reglement nur Geldstrafen von jeweils 60 Millionen Euro zahlen. Für die Besitzer dieser Klubs sind das lächerliche Sümmchen. Die Kleinen hängt die UEFA, die Großen lässt sie laufen - so simpel und klischeehaft das klingt, so wahr ist es leider. Die Champions League wird längst als elitäres Hochglanzprodukt vermarktet; da kann es sich die UEFA nicht leisten, einige der potentesten Teilnehmer mit einigen der attraktivsten, prominentesten Spieler fehlen zu lassen. Ohnehin ist das Regelwerk, das angeblich für finanzielle Fairness sorgt, offenbar juristisch angreifbar. Und es hat seine Lücken. Diese Lücken sind so gigantisch, dass jeder Großklub hindurchschlüpfen kann. Wie sonst ist es zu erklären, dass viele von ihnen weiter deutlich mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen - und damit den Wettbewerb verzerren? Wie wenig sich die Reichen und Mächtigen von den harmlosen Sanktionen der UEFA beeindrucken lassen, haben am deutlichsten die Besitzer von Paris Saint Germain bewiesen. Eine Woche, nachdem sie im Mai ihre 60-Millionen-Euro-Strafe erhalten hatten, machten sie ihren Geldbeutel gleich noch einmal auf - und verpflichteten den brasilianischen Verteidiger David Luiz. Kostenpunkt: schlappe 50 Millionen Euro. Der Kreis der Besten im europäischen Fußball wird immer mehr zu einer ganz eigenen Welt, die mit der Basis in den nationalen Ligen kaum etwas gemein hat. Auch innerhalb der Champions League sind die Unterschiede riesig. Das schadet dem Sport - weil jetzt schon klar ist, wer am Ende eine Chance hat und wer nicht.
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