Weser-Kurier: Kommentar von Moritz Döbler zum Euro und Europa
Bremen (ots)
Griechenland und kein Ende. Seit Jahren geht das so. Und immer heißt es, jetzt sei ein alles entscheidender Punkt erreicht. Es ist wieder so weit. Nur: Diesmal ist die Gefahr größer als früher, dass es schief geht. Die Mächtigen der Eurozone und das kleine Griechenland stehen sich so unversöhnlich gegenüber, dass es diesmal tatsächlich zum Bruch kommen könnte. Mit Russland sitzt obendrein ein neuer Spieler am Tisch, der Griechenland den Rücken stärkt - der gemeinsame Bau einer Gaspipeline ist ein starkes politisches Signal. Es gab eine Situation vor fast sieben Jahren, aus der sich lernen ließe: Die New Yorker Lehman-Bank damals einfach pleite gehen zu lassen, war mit Blick auf die Bilanzen dieses Instituts gerechtfertigt, aber trotzdem falsch. Eine Rezession erfasste die ganze Welt, ausgelöst durch das Ende der Gewissheit, dass Banken nicht pleite gehen können. Das Ende der Gewissheit, dass Eurostaaten füreinander einstehen, könnte ähnlich verheerende Folgen haben, auch wenn Griechenland doch eigentlich eine überschaubare Volkswirtschaft ist. Denn wenn der gemeinsame Währungsraum ein Klub ist, aus dem man austreten kann, verändert ihn das. Dann gelten andere Mitgliedsbedingungen. Und Spanien, wo gegen Jahresende Wahlen anstehen, könnte sich ermutigt fühlen, auf griechischen Kurs zu gehen. Nach dem Grexit der Spexit, Drachme und Peseta kommen zurück? Das würde doppelt teuer für die verbleibenden Eurostaaten: durch die ausfallenden Milliardenbürgschaften und durch den Vertrauensverlust an den Finanzmärkten, von den Problemen bei den Banken gar nicht zu reden. Die Eurozone würde schnell zerfallen. Wer vom Ende her denkt, muss zu dem Schluss kommen, dass eine Einigung mit Griechenland besonders für Deutschland besser und billiger wäre. "Scheitert der Euro, dann scheitert Europa" - für diese überknappe Formel hatte Angela Merkel vor fünf Jahren viel Kritik eingesteckt. Aber sie hatte recht; die politische Idee, als europäische Staatengemeinschaft gegen andere Machtblöcke und Großmächte zu bestehen, wäre gestorben, wenn die Eurozone zerfiele.
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