Weser-Kurier: Kommentar von Thomas Spang über den Papst in den USA
Bremen (ots)
Wer viel hat, der trägt auch mehr Verantwortung in der Welt, lautet die Botschaft, die Franziskus mit großem Fingerspitzengespür auf dem Capitol Hill vortrug. Der Papst trat nicht wie ein Strafprediger auf, sondern wie ein gütiger Mahner. Seine Mission vor dem Kongress bestand darin, Senatoren und Repräsentanten zu motivieren, die scharfe Polarisierung zu überwinden und ihre Energie stattdessen für das Gemeinwohl einzusetzen. Dabei ließ es Franziskus nicht an Deutlichkeit missen. Sein Appell, sich nicht zum Sklaven der Wirtschaft zu machen, ist ebenso klar wie die nüchterne Feststellung, dass der Kongress seinen Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen muss. Zudem warnte er vor Prinzipienreiterei und Schwarz-Weiß-Denken. Dieser Papst ist nicht nach Washington gekommen, um sich beeindrucken oder feiern zu lassen, sondern um in Demut Zeugnis abzulegen. Weil er glaubwürdig ist, hören ihm die Leute auch dann zu, wenn sie nicht in allem mit ihm übereinstimmen. Ob sein Gewissensappell verfängt, darf dennoch bezweifelt werden. Angesichts der tiefen politischen Gräben in den USA käme dies einem echten Wunder gleich.
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