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Weser-Kurier: Über Sigmar Gabriel und die K-Frage schreibt Norbert Holst:

Bremen (ots)

Er ist ein kämpferischer Typ, hat bemerkenswerte Führungsqualitäten und einen treffsicheren politischen Instinkt. Er ist launisch, zuweilen ruppig und unberechenbar. Sigmar Gabriel hat viele Gesichter. Er ist Wirtschaftsminister und Vizekanzler, war Umweltminister und Regierungschef von Niedersachsen. Nun erwartet den Parteichef seine schwerste Rolle: Kanzlerkandidat. Am heutigen Dienstag kommt die SPD-Führung zusammen, um über den Wahlkampf zu beraten. Dann dürfte die K-Frage endgültig entschieden werden. Eigentlich sähe es für die Sozialdemokraten gar nicht so schlecht aus. Angela Merkel ist nicht mehr unschlagbar. Die Schwesterparteien CDU und CSU zanken sich ausgerechnet bei den Topthemen Sicherheit und Flüchtlingspolitik. Und an Merkels Credo "Wir schaffen das" glauben nicht einmal mehr ihre Anhänger. Doch die SPD kann nicht von der Formkrise des Koalitionspartners profitieren. In Umfragen sind die Genossen bei 22 Prozent festzementiert. So hat Gabriel auch lange gezaudert, den heiklen Job zu übernehmen. Doch als Parteichef bleibt ihm keine andere Wahl. Auch wenn er sich des Risikos bewusst ist: Fährt die SPD erneut eine Klatsche ein, dann sind seine Tage als Parteivorsitzender gezählt. Dabei ist Gabriel keine schlechte Wahl. Er spricht die Sprache des kleinen Mannes, sorgt sich um dessen Wohlergehen, als Redner versteht er zu begeistern. Ja, gäbe es nicht die unterirdischen Sympathiewerte für den Mann aus Goslar. So muss der Kanzlerkandidat in spé auf Inhalte setzen und nimmt langsam Fahrt auf. Nach dem Terroranschlag von Berlin zauberte er ein Positionspapier zur Sicherheit herbei, im Interview mit dem "Spiegel" mimt er den roten Sheriff. Allerdings neigt der Mensch dazu, in Zeiten großer Verunsicherung an Bewährtem - sprich an der Kanzlerin - festzuhalten. Und ein neues Gesicht, das nach beinahe zwölf Jahren Merkel den Wunsch nach einem Wechsel symbolisiert hätte, wäre eher Martin Schulz gewesen. Gabriel steht vor einer Mission impossible.

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