Weser-Kurier: Über Telefon-Abzocke schreibt Norbert Holst im "Weser-Kurier" (Bremen) vom 30. März 2017:
Bremen (ots)
Es gibt keine Masche, die es nicht gibt: In der vermeintlichen Meinungsumfrage wird dem Kunden plötzlich ein Wechsel des Stromversorgers angeboten, Betrüger tarnen sich als Verbraucherschützer oder "Seniorenberater", die Bestellung der Probepackung Vitaminpillen entpuppt sich als Zwölf-Monats-Abo.
Obwohl der Verbraucher einer Telefonwerbung vorab zustimmen muss, schrecken viele Anbieter nicht vor der sogenannten Kaltakquise zurück. Dadurch werden Verbraucher oft überrumpelt und irregeführt. Die 2013 beschlossenen Gesetzesverschärfungen haben kaum Wirkung gezeigt. So gingen 2016 bei der Bundesnetzagentur mehr als 29.000 Beschwerden ein, ein Jahr zuvor waren es "nur" 24.500. Die Dunkelziffer dürfte noch um ein Vielfaches höher liegen.
Der Bundesrat will nun dieses Geschäftsmodell erschweren. Künftig könnte es eine "Bestätigungslösung" geben: Ein tatsächlich oder angeblich vereinbartes Geschäft muss dem Verbraucher auch in schriftlicher Form mitgeteilt werden, dieser muss den Deal dann bestätigen. Das klingt logisch und gut - ist es auch. Allerdings wird die "Bestätigungslösung" den beiden bevorzugten Zielgruppen der Telefonwerber nur bedingt helfen: alte Menschen und Migranten. Sie ahnen oft nicht, was sich hinter den Schwurbeleien am anderen Ende der Leitung verbirgt.
Auch die Strafen für solche Anrufe müssen erhöht und durchgesetzt werden. Verbotene Telefonwerbung wird im Regelfall als Ordnungswidrigkeit geahndet. So wurden im Zeitraum von 2013 bis 2016 lediglich 455.000 Euro an verhängten Bußgeldern bezahlt. Und der Entzug einer Anrufnummer ist nur kurzfristig eine Lösung - ein betrügerischer Anbieter beschafft sich schnell neue Nummern.
Der "kalte Anruf" gehört kaltgestellt. Jeder von uns kann mithelfen. Klingelt das Telefon und ein unerwünschter Werber ist dran - einfach mal auflegen!
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Zentraldesk
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Original-Content von: Weser-Kurier, übermittelt durch news aktuell