Weser-Kurier: Hans-Ulrich Brandt über den G20-Gipfel
Bremen (ots)
Es ist eine bekannte Debatte: Wohin mit dem G20-Gipfel? Die auch jetzt wieder neunmalklug geäußerten Belehrungen sind alles andere als hilfreich. Es kann nicht die Lösung sein, ein Gipfeltreffen der mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt nicht mehr in einer normalen Großstadt stattfinden zu lassen, sondern stattdessen auf einer einsamen Insel, inmitten einer Wüste oder auf einem Flugzeugträger. Klar aber ist, dass sich am Format G20 etwas ändern muss - Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis. Ja, Trump und Putin haben sich in Hamburg zum ersten Mal getroffen. Und auch sonst wurden dort viele Kontakte geknüpft. Klar, dafür gibt es Gipfeltreffen. Doch das allein rechtfertigt es nicht, eine Stadt tagelang in den Ausnahmezustand zu versetzen. Auch für die eher dürftigen inhaltlichen Ergebnisse - in der Klimapolitik sind die USA relativ isoliert vom Rest der Welt, zum Freihandel einigte man sich auf einen faulen Kompromiss, zu Armutsbekämpfung und Migration auf wohlfeile Erklärungen - hätte man eine solche Mega-Veranstaltung nicht abhalten müssen. Welche Lehren sind also zu ziehen? Zum einen braucht es vor solchen Gipfeltreffen eine realistische Einschätzung der Lage. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz mag sich gebauchpinselt gefühlt haben, als die Kanzlerin ihm den Gipfel anbot und er sofort zusagte. Es war dennoch eine törichte Entscheidung, und sie könnte ihm sogar das Amt kosten. Zum anderen muss klar sein, dass auch ein großes Aufgebot an Polizei zwar die eingeladenen Gäste schützen kann, nicht aber die Menschen, die in der Stadt leben und arbeiten. Das ist fatal, denn es erhöht die ohnehin große Kluft zwischen Politik und Gesellschaft. Zukünftige G20-Gipfel müssen also inhaltlich effektiver und durch kleinere Delegationen organisatorisch schlanker werden. Und bei der Ortswahl gilt: Nicht nur die Politiker sind zu schützen, die Bürger sind es ebenso. In die Wüste oder aufs Meer schicken muss man deshalb Trump, Putin und all die anderen trotzdem nicht.
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