Weser-Kurier: Über die Lehren aus Barcelona schreibt Moritz Döbler:
Bremen (ots)
Die Terroristen wollen die Kreuzzügler herausfordern. So nennen sie die Menschen in den westlichen Gesellschaften, und der Begriff zeigt, wo sie selbst stehen: im Mittelalter. Im vergangenen halben Jahrtausend hat sich in Europa und Amerika aber einiges getan. Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit sind Werte geworden, die das Zusammenleben prägen. Wer sich im Angesicht der Anschläge dazu hinreißen lässt, von diesen Werten Abstand zu nehmen, und sei es nach und nach, unterwirft sich dem Terrorismus. Es gilt, Täter zu stellen und Taten zu verhindern, aber die Werte der aufgeklärten Gesellschaft nicht zu negieren. Ein US-Präsident, der Islamisten mit in Schweineblut getauchten Patronen exekutieren will, begibt sich ins Mittelalter. Twitter-Nutzer, die Bundeskanzlerin Angela Merkel die Verantwortung für den Anschlag von Barcelona zuweisen, demaskieren sich als zynische Demagogen, die Sinn und Verstand verloren haben. Die Nachricht, dass ein zweiter Anschlag in Spanien verhindert wurde, zeigt, dass der Staat handlungsfähig ist. Die aufgeklärte Gesellschaft mag verwundbar sein, und Verzweiflung und Trauer sind nach jedem neuen Anschlag unermesslich. Aber sie ist nicht zu besiegen. Freiheit im Diesseits ist den Menschen mehr wert als das Versprechen einer Erfüllung im Jenseits, das lehrt die Geschichte. Die Herausforderung des Terrorismus anzunehmen, muss heißen, trotz aller Wut und auch in staatlichem Handeln menschlich zu bleiben.
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