Rheinische Post: Europas Blick nach vorn - Von MARTIN BEWERUNGE
Düsseldorf (ots)
Europa wäre nicht da, wo es heute steht, wenn es nur zurückgeschaut hätte. Europa konnte sich entwickeln, weil es nach vorne geblickt hat. So hatten Visionen die Kraft, die Last der Vergangenheit zu überwinden.
Der polnische Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski ignoriert nicht nur diese Leitlinie europäischer Politik. Sein nationalistischer Versuch, die deutsche Kriegsschuld als Druckmittel für ein größeres Stimmengewicht seines Landes innerhalb der EU einzusetzen, geht obendrein an der Wirklichkeit des deutsch-polnischen Verhältnisses vorbei.
In Polen wie in Deutschland sind die Gräuel unvergessen, welche die Nazis im Nachbarland angerichtet haben. Doch bei den Menschen dies- und jenseits der offenen Grenze steht heute Auf- und Abrechnen nicht mehr im Vordergrund. Im Gegensatz zu ihrer Regierung zeigt die Mehrheit der polnischen Bevölkerung echte Begeisterung für die europäische Sache. Diese Unverkrampftheit entlarvt die Kaczynski-Äußerungen als das, was sie sind: bizarre, zum Scheitern verurteilte Forderungen.
Die Staatsführung in Warschau wäre gut beraten, nach vorne zu schauen. Mit ihrer jetzigen Position droht der europäischen Reform das Scheitern und Polen die Isolation. Das aber kann nicht die Zukunft sein.
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