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Rheinische Post: Farthmann warnt SPD vor politischer Pendelei

Düsseldorf (ots)

Der langjährige SPD-Spitzenpolitiker,
Landesminister und Fraktionschef im NRW-Landtag, Friedhelm Farthmann,
hat seine Partei vor einem Zurück hinter die Reformpolitik Gerhard 
Schröders gewarnt. Farthmann sagte gestern im Gespräch mit der 
"Rheinischen Post" (Samstagausgabe): "Das Allerschlimmste, was die 
SPD jetzt machen könnte, wäre Pendelei zwischen den Positionen Kurt 
Becks und denen von Oskar Lafontaines Linkspartei." Der Regierende 
Bürgermeister von Berlin, Wowereit (SPD), der Koalitionen mit der 
Linkspartei empfiehlt, sei ein politischen Traumtänzer.
Farthmann erinnerte an März 1999: "Als Lafontaine die Brocken 
hinschmiss, habe ich gesagt, dies sei die historische Chance, sich 
als moderne Sozialdemokratie mit Schröders politischer Willens- und 
Durchsetzungskraft von einer überlebten Sozialpolitik zu 
verabschieden." Farthmann fuhr fort: "Schröder hat dann mit der 
Agenda 2010 die unbedingt notwendige Reformwende eingeleitet." Auch 
er, Farthmann, habe nicht richtig eingeschätzt, wie egoistisch und 
uneinsichtig die Mehrheit der Bevölkerung dringend notwendigen 
Reformen gegenüber eingestellt sein würde: "Die Leute genießen die 
Früchte der Globalisierung, sind aber nicht bereit, die Nachteile zu 
akzeptieren." Der jahrelang gemeinsam mit Johannes Rau prägende 
SPD-Politiker an Rhein und Ruhr warnte seine Partei vor einer 
Negativ-Debatte über ihren Bundesvorsitzenden. Kurt Beck habe es 
politisch schwer genug, er gehöre zu den gemäßigten Sozialdemokraten.
Beck und die SPD müssten jetzt dazu stehen, was unter Schröder 
angefangen worden sei. Die SPD sollte einen langen Atem haben und den
gegenwärtigen Druck aushalten, auch wenn der eine oder andere 
zusätzlich von der Fahne gehe und zur Linkspartei wechsele. Farthmann
lobte Kanzlerin Merkel: "Sie hat eine glückliche Hand und ist eine 
geschickte Verhandlungsführerin; dadurch, dass sie bescheiden 
auftritt und nicht wie die Herrin der Politik agiert, kommt sie bei 
den Menschen gut an." Farthmann schränkte ein: Ein bisschen 
irrational komme ihm dennoch Merkels gegenwärtiger demoskopischer 
Höhenflug vor. Das liege womöglich nicht zuletzt an der politischen 
Blassheit der anderen politischen Akteure.

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