Rheinische Post: Gnadenlose Dienstanweisung
Düsseldorf (ots)
Von Margarete van Ackeren
Die Erkenntnis, dass Honecker & Co. auf ihre flüchtigen Bürger schießen ließen wie auf Hasen, ist nicht neu. Und es ist auch kein allgemeiner Schießbefehl, der nun gefunden wurde. Dennoch: Die Dienstanweisung für eine Stasi-Sondereinheit belegt in ungekannter Eindeutigkeit, dass das DDR-Regime nicht einmal über jene Rest-Humanität verfügte, nach deren Maxime zumindest Frauen und Kinder zu schonen sind. 16 Millionen Menschen waren buchstäblich lebenslang zu DDR verurteilt. Menschenverachtung pur. Umso befremdlicher ist es da, dass der Satz "Es war nicht alles schlecht in der DDR" im Osten geradezu zum Universal-Kommentar für Probleme im wiedervereinigten Deutschland wird. Die Ostdeutschen verweisen auf verlässliche Nachbarschaftshilfe, großzügige Kinderbetreuung und jede Menge Tüftlergeist. All dies kann man relativieren, belächeln oder einfach ignorieren. Dies tun Wessis auch gern. Das Problem ist nur: Für frühere DDR-Bürger ist mit solchen Erinnerungen ein tiefes Gefühl von Heimat verbunden. Wer diese persönlichen Biographien missachtet, fördert geradezu die trotzige Parteinahme für das indiskutable System. Zeit also für Erinnerung;: Es war in der Tat nicht alles schlecht in der DDR, aber in einem Staat, der seine Bürger zu Geiseln macht, konnte es nie wirklich gut sein.
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