Rheinische Post: Becks Baldrian
Düsseldorf (ots)
Von Stefan Reker
Schießt nicht auf den Klavierspieler, hat Gerhard Schröder die SPD mit Blick auf ihren Vorsitzenden Kurt Beck gewarnt; es gebe nicht mehr so viele davon. Die Partei hat den Rat beherzigt. Geschossen wurde nicht auf dem SPD-Parteitag, weder auf Beck noch auf seine drei neuen Stellvertreter und den Generalsekretär, die alle mit relativ ordentlichen Ergebnissen gewählt wurden, Beck sogar mit demonstrativ starken 95 Prozent. Das war allerdings ein Akt der Disziplin, nicht der Begeisterung. Denn Beck hat auf dem Parteitag nicht Klavier gespielt, sondern eine sehr lahme Leier. Nicht nur gemessen an den spannenden Richtungsdebatten der SPD war seine Rede über weite Strecken seltsam inhaltsarm und unprofiliert. Eine Richtungs-Rede hört sich anders an. Beck hatte nur eine Botschaft an die nervöse SPD, die sich zwischen der populistischen Linkspartei und dem umtriebigen Koalitionspartner aufgerieben fühlt: Ruhe bewahren. Beck verteilte Baldrian statt Botschaften. Doch die Ursachen der Unruhe kann er damit nicht vertreiben. Wenn die Landtagswahlen im Januar für die SPD so ungünstig ausgehen wie vorhergesagt, wird Beck nicht genug Baldrian haben, um seine Partei vor Unruhe zu bewahren.
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