Rheinische Post: Terror vor Gericht
Düsseldorf (ots)
Von Stefan Reker
Es war der schwerste Anschlag des islamistischen Terrors in Europa. 191 Tote und mehr als 1800 Verletzte wurden zu Opfern spanischer und arabischer Terroristen aus dem Al-Qaida-Netzwerk. Am 11. März 2004 hatten die Fanatiker mitten im dichtesten Berufsverkehr zehn Bomben in Madrider Nahverkehrszügen gezündet. Die Antwort der spanischen Justiz auf diesen Horror, der bis heute viele Opfer, Hinterbliebene und schwerversehrte Überlebende quält, wirkt beruhigend souverän. Das gestern verkündete Urteil ist nicht von Rache geprägt, sondern von dem Bemühen um Einzelfall-Gerechtigkeit. Die Richter schickten die Haupttäter für bis zu 40 Jahre ins Gefängnis die nominalen Haftstrafen von rund 40.000Jahren sind dabei symbolisch; eine Spezialität des spanischen Rechts, das keine lebenslange Haft vorsieht. In mehreren Fällen haben die Richter im Zweifel für die Angeklagten auf Freispruch entschieden. Das mag ein Al-Kaida-Fanatiker als Schwächesignal werten, doch in Wahrheit zeigt die spanische Demokratie damit ihre starke Seite. Diese ruhige Rechtsstaatlichkeit gilt es in ganz Europa zu verteidigen auch und gerade nach terroristischen Attacken, die auf den Kern unserer Zivilisation zielen.
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