Rheinische Post: Dignitas provoziert
Düsseldorf (ots)
Von Martin Bewerunge
In rasch alternden Gesellschaften, und dazu gehört auch die deutsche, gewinnen Fragen nach Sterben und Tod neue Bedeutung: Die Menschen werden nicht nur immer älter. Sie werden im Alter auch immer einsamer. Ihre Angst wächst, am Ende Schmerzen, Apparaten, Fremden ausgeliefert zu sein. Deshalb denken hierzulande mehr denn je Bürger daran, ihrem Leben dann lieber selbst ein Ende zu setzen. Das ist nicht nur ein menschlich trauriger, sondern ein gesellschaftlich dramatischer Befund. Schon schickt sich ein umstrittener Dienstleister an, Antworten zu geben, welche vom Staat nur unzureichend kommen: Die Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas, die ein würdiges Ende zunächst nur im Namen verheißt, will in Deutschland Fuß fassen. Dignitas provoziert, wohl wissend, dass die deutschen Gesetze aktive Sterbehilfe verbieten. Nun ist es an der Politik klarzustellen, dass lebensbejahende Beratung, nicht aber die Abwicklung von Selbstmorden im Vordergrund stehen muss. Oder wie problematisch es wäre, psychisch Kranken, Depressiven oder Dementen Entscheidungen über Leben und Tod zu überlassen. Glaubwürdig wird dies aber nur, wenn umgehend Taten folgen: etwa der überfällige flächendeckende Ausbau der Schmerztherapie.
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