Rheinische Post: Bange Bischöfe Kommentar VON REINHOLD MICHELS
Düsseldorf (ots)
In seinem wunderbaren Italien-Buch "Im Gegenlicht" schreibt Joachim Fest mit ironischer Skepsis, wo vom Vermögen, von der Frömmigkeit und der ehelichen Treue die Rede sei, dürfe man nie mehr als die Hälfte für bare Münze nehmen. Mit Blick auf die Veränderungen an der Spitze der deutschen Bischofskonferenz, die laut dem scheidenden Vorsitzenden Lehmann einen Generationswechsel markieren sollte, gilt ebenso: Entscheidend ist oft nicht, was gesagt, vielleicht gewünscht wird, vielmehr was ist. Erzbischof Zollitschs Wahl zeigt, dass der Generationswechsel in Würzburg verpasst wurde. Nun ist eine personelle Verjüngung kein Wert an sich, wiewohl sie bei der Wahl des Nachfolgers von Kardinal Lehmann auf der Hand gelegen hätte. Die katholische Kirche hatte sich zuletzt an der Spitze zahlreicher Diözesen verjüngt. Deshalb wäre es folgerichtig gewesen, wenn die 69 Wahlmänner eine gewisse Bangigkeit überwunden und den vergleichsweise jungen Erzbischof Marx dem hochachtbaren Senior Zollitsch vorgezogen hätten. Ein Stürmer und Dränger wie Marx täte der Kirche als dynamischer Außenvertreter gut, einer Kirche, die doch "jung ist", wie es Papst Benedikt XVI. bei seiner Amtseinführung am 24. April 2005 in die Welt hinausgerufen hatte.
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