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Rheinische Post: Europas Trauma

Düsseldorf (ots)

Von Matthias Beermann
In Deutschlands Karnevalshochburgen wurde gestern fröhlich die 
Fünfte Jahreszeit eingeläutet; in Frankreich dagegen schlugen dumpf 
die Kirchenglocken, zum Gedenken an das Ende des Ersten  Weltkriegs. 
Unterschiedlicher könnten Deutsche und Franzosen mit der Erinnerung 
an die Tragödie von 1914 bis 1918 kaum umgehen. In Frankreich gibt 
man dem mörderischen Konflikt auch nicht einfach eine Ordnungszahl. 
Für unsere Nachbarn ist es "der Große Krieg", der die Nation fast 
ausradiert hätte. Dieser existenzielle Schrecken ist bis heute nicht 
verblasst.
Die Völker mögen andere Erinnerungen haben. Dennoch stellt dieser 
Krieg, trotz allem, was seitdem an Schrecklichkeiten geschah, immer 
noch das größte kollektive Trauma der Europäer dar. Es war der erste 
Konflikt, in dem es schnell nicht mehr nur darum ging, den Feind zu 
besiegen. Nein, er sollte ausgemerzt werden wie Ungeziefer. So viel 
Hass, so viel Unmenschlichkeit legten gleich den Keim für den 
nächsten Krieg mit seinen Gräueln und Vernichtungslagern. Es wirkt 
platt zu sagen, dass die Überwindung dieser Feindschaft einem Wunder 
gleicht - aber so ist es. Mehr als 60 Jahre Frieden in Europa lassen 
uns manchmal vergessen, wie wenig selbstverständlich er ist. Daran zu
erinnern, ist wichtig.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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