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Rheinische Post: Frohe Botschaft

Düsseldorf (ots)

Von Horst Thoren
Glück und Zufriedenheit scheinen heutzutage in Euro und Cent 
berechenbar bzw. am Kontostand ablesbar zu sein. Den nur in 
weltlichen Dimensionen denkenden Menschen trifft die drohende Krise 
doppelt hart. Scheinbar von Gott verlassen, verliert er nun auch noch
den Glauben an die Menschheit. Für diejenigen am unteren Ende der 
Lohn- und Sozialleiter geht es um den Rest an Lebensqualität, für die
ganz oben um den Grad des persönlichen Erfolgs auf der - so schien es
bislang - nach oben offenen Gewinn-Skala. Und mancher stellt sich 
jetzt die bange Frage: Wem kann ich noch Glauben schenken? Worauf 
kann ich mich noch verlassen?
Banker und Analysten, die in diesen Wochen und Monaten Millionen und 
Milliarden verbrannt haben, wissen oft selbst nicht, wie ihnen 
geschieht. Das Perpetuum Mobile des ewigen Finanz-Glücks ist als 
illusionäre Seifenblase geplatzt. Verspielt haben die Börsen-Gurus in
ihrem unersättlichen und unkontrollierten Gewinnstreben nicht nur das
Geld, vielmehr auch das (Selbst-)Vertrauen in ihre ins Magische 
übersteigerten Marktkräfte. Wer glaubt denn noch an wen? Unsere 
Gesellschaftsstruktur aber fußt darauf, dass es im Miteinander ein 
solides Grundvertrauen gibt, ein Gefühl von Sicherheit. Auch deshalb 
hat Bundeskanzlerin Angela Merkel eingegriffen und den Bankenschirm 
aufgespannt. Das Sicherungspaket für die Spekulationsverluste soll 
den Geldverkehr, und damit den sozialen Kreislauf, stabilisieren. Bei
alldem zeigt sich auch, auf wie dünnem Eis sich ein Gemeinwesen 
bewegt, wenn es einzig vom kollektiven Glauben ans Pekuniäre getragen
wird! Wohin mit all den damit verbundenen Frustrationen, den Ängsten,
dem Unmut, der Verzweiflung?
In früheren Krisenzeiten, immer dann, wenn die Not existenziell war 
oder das Sorgenpotenzial unüberschaubar, füllten sich die Kirchen. 
Aber Glaube, Liebe, Hoffnung, als Therapie für gescheiterte 
Spekulanten? Funktioniert das wirklich? Nicht so einfach! Natürlich 
kann die Krise eine Chance sein - auch für die Vermittlung 
christlicher Werte und Überzeugungen, wenn die Bereitschaft wächst, 
sich vom goldenen Kalb der reinen Gewinnmaximierung abzuwenden. Das 
setzt aber voraus, dass die latente Gottessehnsucht aufgefangen und 
nicht nur auf den Pilgerweg umgeleitet wird (Ich bin dann mal weg). 
Nicht von ungefähr fordert der Vorsitzende der Deutschen 
Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, "neue missionarische Impulse", 
die die Kirche nötig habe. Dazu braucht sie aber viel Kraft. Schon 
seit vier Jahren mahnt die Rheinische Synode ein verstärktes 
inhaltliches Verkündigungskonzept an. Doch in vielen Gemeinden 
(evangelisch wie katholisch) wird mehr über Strukturen gestritten als
über Seelsorge nachgedacht. Die Mühseligen und Beladenen der 
Jetzt-Zeit bedürfen derweil immer dringender interessierter 
Gesprächspartner, aufmerksamer Zuhörer, aber auch couragierter 
Mahner. Denn Halt im Glauben findet nur der, der sich von Gott 
beanspruchen lässt.
Der Weg zum Gottes-Dienst braucht einen Anfang. Der Gang zur nächsten
Kirche könnte ein erster Schritt sein. Gerade heute - am "Heiligen 
Abend". Da ist man als Suchender - weiß Gott! - nicht allein. "Ich 
bin dann mal da!" statt "Ich bin dann mal weg"! Da ist das 
Glaubenserlebnis klarer denn je: Gott ist mitten unter uns und 
schenkt uns die Hoffnung! Diese Frohe Botschaft ist von einer 
Dimension, die die Cassandra-Rufe der politischen Krisenboten 
zumindest heute übertönt. Das Jahr 2009 wird schlimm, heißt es. Wir 
werden sehen. Es ist Weihnachten: Schenken wir Gott unser Vertrauen!

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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