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Rheinische Post: Kirchentag und Welt

Düsseldorf (ots)

Von Jens Voss
Es gab viele Dinge, die man in sein Herz schließen konnte bei 
diesem Evangelischen Kirchentag in Bremen - das Kirchentagsvölkchen 
ist eben meist achtsam, guten Willens, offen für die Welt und den 
Himmel. Bremen hat aber auch gezeigt, dass dieses Milieu gut daran 
tut, sich dem scharfen Wind der Realität auszusetzen.
Der Ruf nach mehr Gerechtigkeit war allgegenwärtig, aber zuweilen 
wohlfeil. Die Empörung über die Welt ging oft genug einher mit 
Abschottung vor den Regeln der Realität. Der (viel beklatschte) Ruf 
nach einem Ende des Wachstums etwa ist ökonomisch und ethisch 
fragwürdig, denn Armut entkommt man nur mit Wachstum. Man hatte den 
Eindruck: Da rufen und klatschen Wohlstandsverwöhnte. Deshalb war der
Auftritt von Alt-Kanzler Helmut Schmidt so wichtig: ein Protestant, 
der als Politiker schlimme ethische Konflikte durchstehen musste; ein
Mann guten Willens, der weiß, dass Realität nicht mit Rhetorik zu 
beeindrucken ist. So lange Leute wie er das Kirchentagsvolk dazu 
zwingen, sich der Realität zu stellen, wird dieses Ereignis viele 
Menschen anziehen. All die herzerwärmenden Begebenheiten tun es 
sowieso; als Glaubensfest funktioniert der Kirchentag wunderbar. Als 
Streitforum nicht immer.

Pressekontakt:

Rheinische Post
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Telefon: (0211) 505-2303

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