Rheinische Post: 35 Stunden adé
Düsseldorf (ots)
von Antje Höning
Der Gewerkschaftsbund zeigt sich erschüttert, dass die Deutschen inzwischen 41,2 Stunden in der Woche arbeiten und damit in der Spitzengruppe in Europa liegen. Und das, obwohl die tariflich vereinbarte Arbeitszeit nur bei 37,6 Wochenstunden liegt. Statt Entsetzen aber wäre Selbstkritik angebracht. Warum wohl sind immer mehr Betriebe nicht an den Tarifvertrag gebunden und warum wohl verlangen immer mehr Firmen von ihren Mitarbeitern Überstunden? Weil Tarifverträge, die wie in der Metall- und Elektro-Industrie eine starre 35-Stunden-Woche vorschreiben, zu teuer oder zu unflexibel sind für die globalisierte Welt. Obwohl die IG Metall inzwischen bei hunderten Betrieben Abweichungen zugestimmt hat, fällt es ihr noch immer schwer, sich offiziell von der 35-Stunde-Woche zu verabschieden, für die sie 1984 mehr als sechs Wochen lang gestreikt hatte. Doch dieses Relikt passt nicht mehr in die Zeit. Trotz ihrer vergleichsweise hohen Wochenarbeitszeit zählen die Deutschen übrigens noch immer zu den Freizeitweltmeistern in Europa. Wer im Schnitt 40 Urlaubs- und Feiertage im Jahr hat, kommt eben unterm Strich zu einer niedrigen Jahresarbeitszeit. Auch das hält die Arbeitskosten in Deutschland bei allen erzielten Erfolgen hoch.
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