Rheinische Post: Job-Wunder? von Michael Bröcker
Düsseldorf (ots)
Der als besonnen geltende SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier ist in die vorderste Reihe der Wahlkämpfer gerückt. Mitten in der Wirtschaftskrise verspricht der Sozialdemokrat vier Millionen neue Jobs bis 2020. Windmacher und Wolkenschieber mag der bodenständige Ostwestfale eigentlich nicht, wenn man seiner Biografie glauben darf. Mit dem Job-Versprechen hat er nun selbst ein prachtvolles Luftschloss gebaut, um in der medialen Auseinandersetzung mit Kanzlerin Merkel zu punkten. Steinmeier weiß, dass Arbeitsplätze Priorität beim Wähler haben. Aber ein Job-Wunder? Für eine Vollbeschäftigung 2020 müsste die Wirtschaft im Schnitt um drei bis vier Prozent wachsen. Die Politik kann das aber nicht diktieren. Die Arbeitsplatz-Garantie war unnötig. Steinmeiers "Deutschland-Plan" enthält durchaus Sinnvolles, Substanzielles, gar Wegweisendes, über das sich zu reden lohnt. Die Wirtschaftsordnung wird sich in der Tat rasant verändern, Vollzeit-Arbeitsplätze müssen verstärkt in der Dienstleistungs-, Gesundheits- und Öko-Industrie gefunden werden. Zu einer "ökologischen" Industrialisierung zwingen uns der weltweite Kampf um Ressourcen. Das Job-Versprechen vernebelt eine sachliche Diskussion.
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