Rheinische Post: Afghanistan-Signal Kommentar Von Helmut Michelis
Düsseldorf (ots)
Unerwartet energisch hat Verteidigungsminister Franz Josef Jung gestern den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr verteidigt und die Rufe nach einem Truppenabzug als gefährlich kritisiert. Dieses Thema, da ist Jung beizupflichten, hat im Wahlkampf nichts zu suchen. Einfache Lösungen gibt es nämlich leider nicht. Es wäre ein verheerendes Signal, wenn die Nato die Afghanen erneut den Islamisten auslieferte. Die gemäßigten Muslime in aller Welt würden jedes Vertrauen in den Westen verlieren; die Taliban wiederum würden sich bestätigt sehen und ihren Terror verstärkt nach Europa tragen. Unabhängig davon, dass Jungs Erfolgszahlen von neuen Universitäten bis hin zu besserer medizinischer Versorgung nur die eine Seite der Medaille darstellen und gestern die Zahl gefallener Nato-Soldaten einen traurigen Höhepunkt erreichte: Der Westen ist im Kampf um Afghanistan zum Erfolg verdammt. Es ist darum sinnvoll, dass die Bundesregierung in die verbale Offensive geht und klar Position bezieht. Nur so kann sie bei unpopulären Entscheidungen auf Verständnis hoffen. Es ist ein Hoffnungsschimmer, dass sich die Verbündeten nun darüber einig sind, die Anstrengungen zu verstärken. Zugleich wissen sie: Es wird noch ein langer Weg.
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