Rheinische Post: Schutz für den Papst
Düsseldorf (ots)
von Lothar Schröder
Es ist der weltweit übliche Reflex: Nach Übergriffen und Attentaten werden die Vorkehrungen zur Sicherheit geprüft und ihre Wirksamkeit befragt. Oft findet man dann irgendwelche Löcher, die alsbald gestopft werden für eine vermeintlich größere Obhut. So auch jetzt im Vatikan, wobei der Angriff auf Papst Benedikt XVI. am Heiligen Abend glimpflich verlief und wohl nur der gestörten Psyche eines Menschen geschuldet war. Was aber bedeutet das, mehr Sicherheit im Vatikan? Natürlich müssen Fehler bedacht und sofort abgestellt werden. Doch die Verkündung des Glaubens ist ein Amt, das den Menschen im Gottvertrauen zugewandt ist. Es verträgt keine Abschirmung. Liturgie hinter Panzerglas? Audienzen im Hochsicherheitstrakt? Prozessionen flankiert von Bodyguards? Unvorstellbar. Schon geschlossene Kirchen und Leibesvisitationen an der Pforte zum Petersdom sind mit dem Frieden von Gottes Botschaft nur schwer zu fassen. Nächsten- und Feindesliebe sind Gebote des Christentums. Sie müssen gelebt und in glaubwürdigen Gesten der Offenheit vermittelt werden. Augenmaß ist also gefragt. Denn wer den Glauben an die Friedfertigkeit der Welt verkündet, darf seine Kirchen nicht zu Festungen machen.
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