Rheinische Post: Taliban-Offensive
Düsseldorf (ots)
von Matthias Beermann
Konflikte wie die in Afghanistan haben ihre eigene Agenda. Natürlich ist es kein Zufall, dass die selbsternannten Gotteskrieger gerade jetzt mit einem Selbstmordkommando im Zentrum von Kabul Angst und Schrecken verbreiten. Wie so viele Angriffe zuvor folgt auch diese Attacke einem strategischen Kalkül: Die Taliban sind militärisch zu schwach, um einen Sieg über die Regierungstruppen und ihre westlichen Verbündeten zu erringen. Aber mit spektakulären Aktionen wie jetzt in Kabul können sie immer wieder aller Welt demonstrieren, dass sie den Wiederaufbau des geschundenen Landes sabotieren können. Es ist eine Abnutzungsstrategie: Die Kriegsmüdigkeit in den westlichen Demokratien wächst. Rechtzeitig, bevor kommende Woche in London auf der Afghanistan-Konferenz über das weitere Vorgehen am Hindukusch beratschlagt wird, wollen die Taliban das gerade auch in Deutschland weit verbreitete Gefühl der Frustration noch einmal kräftig befeuern. Gewiss, über Sinn und Zweck des Afghanistan-Einsatzes darf, ja muss gestritten werden. Zu lange haben wir diese Debatte verdrängt. Aber am Ende sollten Entscheidungen nicht unter dem psychologischen Druck der Islamisten fallen. Sonst wären alle Opfer der vergangenen acht Jahre umsonst gewesen.
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