Rheinische Post: Festung Europa
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Helmut Michelis:
Es sind Zehntausende meist junge Männer, die nichts zu verlieren haben. Aber Europa reagiert erschreckend hilflos auf den Flüchtlingsstrom nicht nur aus den taumelnden Diktaturen Nordafrikas. Und in Deutschland streitet man darüber heftig. So tritt die Polizeigewerkschaft für eine "Festung Europa" ein, bewacht durch eine schlagkräftige EU-Küstenwache. Die Arbeiterwohlfahrt lädt dagegen die Migranten ausdrücklich nach Deutschland ein: Asylanträge von Tunesiern seien großzügig zu prüfen. Beide Extreme sind keine Lösung: Wer würde auf Dauer die moralische Verantwortung für eine Kanonenboot-Politik gegen hilflose Flüchtlinge übernehmen? Außerdem sind Europas Grenzen wohl kaum lückenlos abzuriegeln. Andererseits sprechen die gigantischen Zahlen dagegen, Flüchtlinge ungebremst aufzunehmen. Damit wären auch Staaten wie Deutschland überfordert, zumal eine Sogwirkung auf weitere Länder Afrikas die Folge wäre. Europa muss sich schnell zu einem gemeinsamen Konzept in der Asylfrage durchringen. Dazu gehört der Grenzschutz. Doch vor allem sind breite politische und wirtschaftliche Hilfen nötig, um die Lebensbedingungen in den Problemstaaten selbst zu verbessern. Sonst geht Europa im Flüchtlingsstrom unter.
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