Rheinische Post: Kommentar: Der Mut der Verzweiflung
Düsseldorf (ots)
In Fukushima ist dem Menschen die Kontrolle über die von ihm vermeintlich gezähmte Kernspaltung entglitten. Ein furchteinflößender Befund. Nichts geht mehr nach den Regeln der Technik, sie versagen angesichts der Zerstörungen, die immer neue Explosionen in den Reaktorgebäuden anrichten. Der Super-GAU, er könnte gleich mehrfach eintreten - etwa durch Freisetzung von hochgiftigem Plutonium oder das Schmelzen von ungekühlten, ungeschützt liegenden Brennelementen. Jetzt, wo es gilt, das Schlimmste in letzter Sekunde abzuwenden, sind Menschen bereit, dafür einen hohen Preis zu zahlen. Der Kraftwerksbetreiber hat 750 Beschäftigte aus Fukushima abgezogen, aber 50 sind geblieben. Über ihre Motive ist offiziell nichts bekannt, aber man darf sicher unterstellen, dass es Freiwillige sind, die mit dem Mut der Verzweiflung den Kampf in den Steuerungszentralen der überhitzten oder schmelzenden Reaktoren führen und dabei zumindest ihre Gesundheit riskieren. Die wenigen Möglichkeiten, von außen einzugreifen, sind begrenzt. Vielleicht hilft der geplante Einsatz von Wasserwerfern, vielleicht gelingt es doch noch, per Hubschrauber Wasser in die heißen Ruinen zu bringen, sicherlich hilft die Verlegung einer Notstromleitung. Aber noch gilt der fatale Satz: Die Anlage ist außer Kontrolle.
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