Rheinische Post: Die erpressbare Gesellschaft
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Jürgen Stock:
Für kurze Zeit glaubte Deutschland, wieder einmal einem islamistischen Anschlag entgangen zu sein. Doch rasch machte Innenminister Friedrich klar, dass es sich bei dem Krefelder, der zunächst islamistische Motive behauptet hatte, lediglich um einen kriminellen Erpresser handelte. Ob das jedoch ein Grund zur Erleichterung ist, scheint fraglich. Sicher darf man froh darüber sein, dass terroristische Umtriebe nicht schon wieder einen Schatten auf das friedliche Zusammenleben von Deutschen und muslimischen Zuwanderern werfen. Zufrieden darf man auch feststellen, dass die Sicherheitsbehörden ihren Job gründlich erledigt haben. Das mag allerdings auch damit zu tun haben, dass der Erpresser zwar mit hoher krimineller Energie, nicht aber sehr professionell vorging. Der festgenommene Student Alexander K. war offenbar ein Einzelgänger, der sich vorher schon im Erpresser-Metier versucht hatte. Die Vorstellung, welches Unheil die von ihm gebauten Sprengsätze hätten anrichten können, erschreckt, selbst wenn sie vermutlich nur dazu dienten, eine glaubhafte Drohkulisse aufzubauen. Der Fall zeigt, wie verwundbar unsere Gesellschaft letztlich ist: Es bedarf nicht erst zu allem entschlossener Al-Qaida-Anhänger, dass sich Angst und Schrecken verbreiten. Ein Krimineller alleine reicht schon.
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