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Rheinische Post: Von Gurken und Menschen

Düsseldorf (ots)

Ein Kommentar von Wolfram Goertz:

Es ist nicht so, dass wir durchs Tal der Ahnungslosigkeit tappen. Der EHEC-Keim und die HUS-Komplikation sind seit Jahrzehnten bekannt; im Jahr 2002 gab es in Deutschland 1136 EHEC- und 118 HUS-Fälle, darunter tödliche. Diesen Zahlen sanken nie merklich. Im Januar 2006 publizierte das "Bundesinstitut für Risikobewertung" (BfR) Wissenswertes zu Robustheit und Aggressivität des Keims: "Die Erreger können zum Teil über viele Wochen in der Umwelt überleben. Um eine Infektion bei Menschen zu verursachen, reichen wenige Keime." Und noch im Januar 2011 veröffentlichte das BfR seitenweise "Verbrauchertipps zum Schutz vor Infektionen mit EHEC". Hat keiner gelesen. Warum sollte er auch? Der Keim haust seit langem unter uns. Jetzt ist er berüchtigt. Vielleicht besitzt seine Gefährlichkeit erzieherische Wirkung, denn für ängstliche Gemüter ist es ein Unterschied, ob sie sich vor grippalen Vögeln oder bakteriellen Gurken sorgen. Vögel fliegen in der Luft, Gurken liegen im Kühlschrank. Die Lehre von EHEC ist banal: waschen, putzen, abkochen; für die Küche dürfte das reichen. Bei vielen Leuten endet die Hygienepflicht allerdings, wenn sie den Ort mit den beiden Nullen ohne Handwaschung verlassen. Für unsere Gemengelage heißt das: Man sollte keinem vertrauen, weder Gurken noch Menschen. Doch es geht vorüber, nur die Schweine bleiben.

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