Rheinische Post: Berlusconis Nerven
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Frank Vollmer:
Die Partei des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat die Kommunal- und Regionalwahlen krachend verloren. Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten regiert ausgerechnet in Berlusconis Heimatstadt Mailand wieder ein linker Bürgermeister. Nicht zuletzt der Zorn über die unsäglichen Sexgeschichten des Regierungschefs droht den Rest des riesigen Kredits aufzuzehren, den er bei den Italienern einmal hatte. Die Linke sieht deshalb schon die Berlusconi-Dämmerung heraufziehen - wieder einmal. Spekuliert wird, Berlusconis notorisch irrlichternder Partner Umberto Bossi könne das Bündnis aufkündigen. Selbst wenn: Berlusconi hat beinahe so viele Koalitionsbrüche und Polit-Ränke überstanden wie Anklagen. Am Ende wand er sich stets heraus - auch dank der linken Lust an der Selbstzerfleischung. Das Siegesgeschrei der Linken kommt deshalb zu früh. Denn die Opposition hat das Schicksal des "Cavaliere" nicht in der Hand. Das hat nur Berlusconis eigene Partei, und die ist sein Geschöpf - noch. Es gehe jetzt darum, die Nerven zu bewahren, hat Berlusconi gesagt. Wenn er in fast zwei Jahrzehnten Polit-Karriere eins bewiesen hat, dann dies: Nerven hat er. Von sich aus wird Berlusconi nicht gehen. Auch wenn das besser wäre. Für Italien und für Europa.
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