Rheinische Post: Hilflose Rebellen
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Es ist nicht der erste Rückschlag für Libyens Rebellen, aber er gibt besonderen Anlass zur Sorge: Die Ermordung ihres Militärchefs Abdel Fatah Junis könnte das erste Anzeichen für ein Zerfallen der Oppositionsbewegung sein. Noch herrscht große Verwirrung um die genauen Umstände, unter denen der General ums Leben gekommen ist. Aber die Vermutung ist nicht von der Hand zu weisen, dass er von den eigenen Leuten exekutiert wurde. Schließlich galt der Mann, der Gaddafi 40 Jahre lange die Treue gehalten hatte, bevor er zu den Rebellen überlief, vielen von ihnen als dubioser Wendehals, wenn nicht gar als Spion des Diktators. Sicher, der Ermordete war kein lupenreiner Demokrat, um es vorsichtig zu sagen. Aber sein Tod macht die Lage in Libyen noch komplizierter. Immer deutlicher wird, dass die Rebellen weder politisch noch militärisch in der Lage sind, Gaddafi bald von der Macht zu vertreiben. Schon gibt es sogar erste Anzeichen, dass Überläufer wie Junis angesichts des Patts damit liebäugeln könnten, erneut die Fronten zu wechseln - zurück ins Lager Gaddafis. Gleichzeitig wird die Nato ungeduldig. Ende September läuft ihr Libyen-Mandat aus. Man muss sich allmählich ernsthaft Gedanken über ein unangenehmes Szenario machen: Gaddafi als Sieger.
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