Rheinische Post: Israels Wutbürger
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Godehard Uhlemann:
Hunderttausende Israelis ziehen seit Wochen wütend durch die Straßen von Tel Aviv oder Jerusalem. Sie fordern von den Regierenden keine Freiheitsrechte, wie das die Demonstranten in Tunesien, Ägypten, Libyen oder nun in Syrien tun. Sie haben immer in einer offenen demokratischen Gesellschaft gelebt und nutzen nur den Rahmen ihres Rechtsstaates, der ihnen das Demonstrieren als Grundrecht verbrieft hat. Was sie wollen, ist soziale Gerechtigkeit angesichts zunehmender wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Es geht ihnen um billigeren Wohnraum, um Bildung, Kindertagesstätten - eben um ein bezahlbares Leben. Es gibt einen Punkt, der die Demonstranten der arabischen Länder und die in Israel verbindet: Die Menschen haben das Gefühl, mit ihren eindrucksvollen Protesten etwas verändern zu können. Die Macht der Menge Mensch schafft auch in Israel Fakten. Die Regierung von Ministerpräsident Netanjahu hat das erkannt und reagiert. Sie versprach, die Lebenshaltungskosten zu senken und Missstände abzustellen. Israels Protestbewegung macht brisante Vorschläge, wenn sie anregt, dafür beim Bau von jüdischen Siedlungen im besetzten Westjordanland zu sparen. Das kann für Netanjahu eng werden.
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