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Rheinische Post: Islamisten siegen

Düsseldorf (ots)

Ein Kommentar von Godehard Uhlemann:

Die demokratische Wahl in Tunesien überrascht allenfalls in der Höhe des Sieges der Islamisten. Es mag ein Schock für westliche Beobachter sein, dass sich die Religiösen so fest verankern konnten. Doch auch in den übrigen Staaten Nordafrikas, die auf die Errungenschaften des Arabischen Frühlings gehofft hatten, sind die Islamisten auf dem Vormarsch. Wer wie in Libyen schon die Einführung des islamischen Rechts der Scharia ausruft, weckt Misstrauen. Die Islamisten haben vor allem auf dem Land bei den weniger Gebildeten gepunktet. Die Eliten der Städte sind aufgeklärter, entsprechend ist ihre Akzeptanz demokratischer Freiheiten. Dass Islamismus nicht automatisch Radikalität bedeutet, zeigt das Beispiel Türkei. Deren Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan gehörte einst einer kämpferischen Islamistenpartei an. Für sein Zitat "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind" musste er ins Gefängnis. Heute zählt Erdogan zu den Gemäßigten, die erkannt haben, dass sich in einer immer stärker globalisierten und vernetzten Welt radikale Alleingänge kaum auszahlen. Der Preis wäre zu hoch. Er besteht aus Isolation und Abkoppelung von den wirtschaftlichen Chancen der Moderne.

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