Rheinische Post: Kommentar: Gefährlicher Billionen-Hebel
Düsseldorf (ots)
eit langem rufen die Finanzmärkte in der ihnen eigenen martialischen Sprache nach der "Bazooka", nach der großen Abwehrwaffe gegen die Schuldenkrise. Weil Europas Spitzenpolitikern nach Monaten des Zauderns nichts mehr einfällt und Griechenland der Pleite näher ist als je zuvor, fahren sie das schwere Geschütz nun auf: Der Rettungsschirm soll über einen Kredithebel auf mehr als einer Billion Euro vergrößert werden, wie die Kanzlerin den Fraktions-Chefs gestern erläuterte. Hat Merkel nicht aus der Geschichte gelernt? Die Banken haben 2008 die Welt schon einmal in eine Finanzkrise gestürzt, weil sie biedere Haus-Kredite zu gewaltigen Investments hebelten. Wie kann man glauben, dass ein Hebel mit seinen Risiken die Welt jetzt stabiler macht? Hinzu kommen die Fehlanreize: Alle wissen, dass Europa den Rettungsschirm groß hebelt, um notfalls Italien retten zu können. Wenn aber die Hilfe schon steht, warum soll Berlusconi überhaupt noch sparen? Die Standpauke von Merkel und Sarkozy dürfte ihn kaum beeindruckt haben. Das Gute am Gipfel ist nur, dass endlich der Schuldenschnitt kommt. Ohne ihn hätte Hellas gar keine Chance. Nun müssen die Banken rasch einsehen, dass er auch in ihrem Interesse ist: Bei einem Schuldenschnitt müssen sie nur einen Teil ihres Geldes abschreiben. Bei einer Pleite Athens wäre alles weg.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303
Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell