Rheinische Post: Späte Einsicht des Präsidenten
Düsseldorf (ots)
Es hat lange gedauert, bis Bundespräsident Christian Wulff seine irreführenden Aussagen vor dem niedersächsischen Landtag eingestanden hat. Mit dem Schritt an die Öffentlichkeit und dem Versprechen von vollständiger Transparenz hat er die Affäre um den Privatkredit der Ehefrau seines Unternehmerfreundes Egon Geerkens vorerst ausgestanden. Warum er aber erst jetzt diesen Schritt unternommen und auch eine Anwaltskanzlei mit der Sache betraut hat, bleibt sein Geheimnis. Er hätte viel früher dem Beispiel seines Vor-Vorgängers im Amt, nämlich Johannes Rau, folgen sollen. Der war damals wegen der Flugaffäre der WestLB unter Druck geraten und hatte sofort eine Anwaltskanzlei eingeschaltet. Dass nun mit Gernot Lehr aus der Sozietät Redeker Sellner Dahs sogar der gleiche Anwalt die Angelegenheit übernimmt, passt zu diesem Befund. Man mag die Nase rümpfen, wenn der Inhaber einer herausragenden öffentlichen Position einen Privatkredit - meist mit Vorzugskonditionen - eines befreundeten Unternehmers annimmt. Unrecht ist es nicht. Doch der entscheidende Fehler Wulffs war es, die genauen Umstände dem niedersächsischen Parlament zu verheimlichen. Mit der Entschuldigung ist dieser Fehltritt ausgeräumt. Einen weiteren dieser Art darf es nicht mehr geben.
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