Rheinische Post: Kommentar: Nordkoreas Signal
Düsseldorf (ots)
Der erste selbstständige außenpolitische Schritt des neuen starken Mannes in Nordkorea ist eine angenehme Überraschung. In nach alter Manier streng geheimen Verhandlungen mit dem Erzfeind Amerika hat Kim Jong Un weitgehende Zugeständnisse bei der Überwachung seines Nuklearprogramms gemacht, ja er hat sogar die Einstellung aller Bomben- und Raketentests angeboten. Mit zwei unterirdischen Explosionen, bei denen 2006 und 2009 eher schwache atomare Sprengsätze gezündet wurden, hat das letzte stalinistische Regime der Welt vor allem ein Ziel verfolgt: den Westen zu erpressen. Atomare Abstinenz gegen Hilfe lautete die Formel. Derzeit ist nichts von einer akuten Hungersnot in dem fraglos bettelarmen Land bekannt. Wenn der junge Kim Jong Un dennoch mit den USA massive Lebensmittelhilfe aushandelt, dann ist das ein politisches Signal, das über die Entschärfung einer akuten Zwangslage hinausgeht. Die Skepsis der Amerikaner angesichts ihres diplomatischen Erfolgs ist freilich berechtigt. Denn auf der koreanischen Halbinsel kann die Stimmung schnell kippen. Wie oft schon standen Nord- und Südkorea vor der Wiedervereinigung und nur Wochen später kurz vor dem Ausbruch eines Kriegs?
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