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Rheinische Post: Chefin Kraft

Düsseldorf (ots)

Die Stärkste ist am mächtigsten allein. Die kleine Abwandlung des bekannten Zitats von Friedrich Schiller trifft den Charakter der Kabinettsbildung in Nordrhein-Westfalen ziemlich genau. Auf der SPD-Seite kann allenfalls Innenminister Ralf Jäger an die Chefin heranreichen. Ansonsten gilt: Das Kabinett Hannelore Kraft ist im wesentlichen die Ministerpräsidentin selbst, nimmt man die Grünen einmal aus. Kraft überragt ihre SPD-Minister wie sonst nur Gerhard Schröder, als er noch Regierungschef in Niedersachsen war. Damals wagte auch niemand, dem Chef ernsthaft zu widersprechen. Auf diese Hackordnung werden sich auch die beiden Neulinge im Kabinett, der Parteisoldat Michael Groschek und der auswärtige Wirtschaftsexperte Garrelt Duin einstellen müssen. Für Duin ist es bitter, dass Kraft die Energiewende und die Industriepolitik zur Chefin-Sache erklärt hat. Da wird für ihn kaum mehr als die Rolle des Assistenten bleiben. Kraft kann sich sicher auf Kabinettsmitglieder verlassen, die in ihren Fächern kompetent sind - wie Finanzminister Walter-Borjans oder Justizminister Kutschaty. Deren Spielraum bleibt aber bewusst eingeschränkt. Die Politik - egal ob für das Land oder im Bundesrat - wird in der Staatskanzlei gemacht.

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