Rheinische Post: Das Notbündnis von Paris = Von Martin Kessler
Düsseldorf (ots)
Selten lagen die deutsche Kanzlerin und der französische Präsident so weit auseinander. Angela Merkel sieht als einzige Chance für den Erhalt des Euro eine lange Phase sparsamer Haushaltspolitik, in der jeder zunächst für sich verantwortlich ist. François Hollande ist davon überzeugt, dass der Euro scheitert, wenn die EU-Länder ihre Wirtschaft nicht mit zusätzlichen Ausgaben in Schwung bringen und nicht ein Teil der Schulden von der Gemeinschaft garantiert wird. Zwei völlig entgegengesetzte wirtschaftliche Grundauffassungen stecken dahinter - hier der Glaube an den selbsttragenden Aufschwung, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und finanzpolitischer Schlendrian aufhört, dort die Ansicht, dass die Märkte versagt haben und nur die Politik helfen kann. Trotzdem ist beiden klar, dass sie nur miteinander eine Chance haben, den Euro zu retten. Beide sind vernünftig genug, um sich dieser Tragweite bewusst zu sein. Pech nur, dass es keinen Kompromiss zwischen den beiden Modellen gibt. Die Einigung auf einen gemeinsamen Fahrplan beim EU-Gipfel reicht jedenfalls nicht aus. Die einzige Lösung lautet: Hollande muss von Merkel lernen, dass nur gesunde Finanzen die Grundlage für Wachstum und sozialen Ausgleich bilden. Die Kanzlerin muss akzeptieren, dass Deutschland seine Wirtschaftskraft für die Euro-Rettung einsetzt. Sonst scheitert die Währung.
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