Rheinische Post: Duisburg danach Kommentar Von Ulli Tückmantel
Düsseldorf (ots)
Duisburg hat 364.919 wahlberechtigte Einwohner. Fast 300.000 von ihnen haben Sören Link (SPD) gestern ihre Stimme verweigert. Noch nie ist ein Rathaus-Chef in einer der größten Städte NRWs mit geringerer Zustimmung ins Amt gewählt worden. Link mag sich einreden, er habe die Stichwahl mit 71,96 Prozent gewonnen. In Wahrheit haben die Duisburger mehrheitlich resigniert. Das ist bezeichnend für die Stimmung drei Wochen vor dem zweiten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe, bei der am 24. Juli 2010 in Duisburg nach einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben kamen und mehr als 500 an Körper und Seele schwer verletzt wurden. Link muss nun zeigen, ob er das Zeug zu einem Oberbürgermeister hat, der für mehr als die 65.831 Parteigänger sprechen kann, die gestern für ihn an die Urne getreten sind. Fast doppelt so viele hatten für die Abwahl von Adolf Sauerland gestimmt. Der neue OB muss nach der Wahl bewerkstelligen, was die SPD vor der Wahl aus parteitaktischem Kalkül hintertrieben hat: Gemeinsamkeit schaffen. Bis gestern war Link ein Kandidat von Gnaden Ralf Jägers, des örtlichen SPD-Chefs und NRW-Innenministers. Jäger wünschte sich prompt: "Sören soll so bleiben, wie er ist." Das wäre das Letzte, was Duisburg brauchen könnte.
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