Rheinische Post: Horror ohne Vorwarnung
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Natürlich drängt er sich auf, der Vergleich zwischen dem schrecklichen Blutbad in einem US-Kino und dem Massaker, das der Norweger Anders Behring Breivik fast auf den Tag genau vor einem Jahr auf der Insel Utøya angerichtet hat. Doch im Gegensatz zu Breivik scheint der amerikanische Amokschütze weder ideologische Motive noch einen terroristischen Hintergrund gehabt zu haben. Eine Parallele freilich gibt es: Beide Männer galten als völlig unauffällig, um nicht zu sagen harmlos. Ihre schrecklichen Taten begingen sie wie aus dem Nichts. Die Opfer traf der Horror ohne jede Vorwarnung. Den Angehörigen der Toten, den Verletzten, die weiter um ihr Leben ringen, muss jetzt geholfen werden, so gut dies eben geht in einer solchen Situation. Doch was kommt danach? Die Debatte um den Waffenbesitz in den USA wird vermutlich wieder aufflammen und dann ebenso verlaufen wie immer, nämlich ohne Folgen. Mitten im Wahlkampf wird es kein Kandidat wagen, ein restriktiveres Waffenrecht zu fordern. Die Norweger konnten sich nach dem Schock von Utøya wenigstens gegen die fremdenfeindliche Ideologie von Breivik solidarisieren. Das Land ist gestärkt aus dieser Prüfung hervorgegangen. In den USA droht dagegen nach dem Abebben des ersten Mitgefühls für die Opfer die schlimmste aller möglichen Reaktionen: Achselzucken.
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