Rheinische Post: In die Krise gespart?
Düsseldorf (ots)
In die Krise gespart?
Seit Wochen gehen die Menschen in Südeuropa auf die Straße. Und es werden immer mehr, die gegen die Sparprogramme kämpfen. Sie geißeln die Kürzungen als unsozial oder kontraproduktiv: Sparen würge die Konjunktur ab und verschärfe die Krise. Die gestern veröffentlichten Zahlen des Europäischen Statistikamtes scheinen den Demonstranten Recht zu geben: In Ländern, die besonders hart sparen müssen, ist die Arbeitslosigkeit besonders hoch. In Griechenland und Spanien ist mittlerweile jeder vierte ohne Arbeit. Ist das nicht der Beweis dafür, dass die Geldgeber, allen voran das böse Deutschland, Südeuropa zwingen, sich totzusparen? Nein. Die wahren Ursachen sind andere. Spanien hat einen hohen Kündigungsschutz, der es Unternehmen fast unmöglich macht, junge Mitarbeiter einzustellen - diese können sie im Krisenfall kaum entlassen. Hinzu kommt postsozialistischer Luxus wie eine automatische Anpassung der Renten an die Inflation. Davon können deutsche Rentner nur träumen, hier bleibt oft das Rentenplus hinter der Inflation zurück. Gewiss kann man immer über eine zeitliche Streckung von Auflagen reden. Doch das Hauptproblem Südeuropas sind nicht die Sparprogramme, sondern ausstehende Strukturreformen.
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